Zukunftsmodell Spar- und Bauverein Paderborn eG

Der Aufsichtsratsvorsitzende Hubert Böddeker bedankte sich bei den anwesenden Mitgliedern sehr herzlich für ihre Teilnahme und deren Verständnis für die zur Risikominimierung nochmals inhaltlich auf das Nötigste reduzierte Vertreterversammlung.

Seinen Ausführungen folgte der Hinweis auf den Geschäftsbericht des Unternehmens, der wie auch schon in den vergangenen Jahren, angesichts der Informationstiefe und -fülle über die Region und Branche hinaus intensiv und positiv zur Kenntnis genommen werde. 

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen, komplexen Fragen und erheblichen wirtschaftlichen, sozial- und gesellschaftlichen Unsicherheiten habe sich die Paderborner Wohnungsbaugenossenschaft bemüht auch im diesjährigen Geschäftsbericht zur gesamt- und immobilienwirtschaftlichen Entwicklung sowie zu überregionalen und regionalen wohnungswirtschaftlichen und -politischen Themen im Corona-Krisenjahr Stellung zu nehmen.

Dem Spar- und Bauverein sei es gelungen, alle vorgesehenen Sanierungs- und Neubauprojekte wie geplant zu realisieren.

Konsequent sei mit vielen kleinen, aber auch umfangreichen Projekten an den Themen „demografiegerechter Wohnungsbau, sozial orientierte Mietgestaltung, Steigerung der Energieeffizienz, Förderung des sozialen Miteinanders in den Quartieren sowie integratives und inklusives Wohnen“ weitergearbeitet worden.

Der Anspruch und das Selbstverständnis bestimmte auch unter Coronabedingungen die konsequente Umsetzung von innovativen Ideen in den Wohnquartieren von Paderborn.

Nicht zuletzt mit dem Abschluss des letzten Bauabschnitts „Franz-Hitze-Straße“ vom erfolgreichen Inklusionsprojekt „Pontanus-Carré“ im Riemekeviertel.

Vorstandsmitglied Hermann Loges belegte mit den erläuterten ökonomischen Parametern, dass der Spar- und Bauverein trotz Pandemie seine seit 128 Jahren konstant solide Geschäftsentwicklung fortsetzen konnte.

Langfristig solide und stabile Kennziffern der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung wie differenzierte Analysen, Prognosen und Projektbeschreibungen zeigen laut Hermann Loges den Erfolg der Paderborner Wohnungsbaugenossenschaft.

Neubau Franz-Hitze-Straße 19 Gerade mit Blick auf die Wahlkampfthematik und die Bundestagswahl wies Vorstandssprecher Thorsten Mertens auf einige wohnungspolitische Aspekte hin, um die Vertreterversammlung ein wenig zu sensibilisieren.

So zeigte Mertens auf, „dass von der Politik ‚bezahlbares Wohnen‘ immer stärker thematisiert wird und das Wohnen in seiner gesellschaftlichen Bedeutung so stark in den Fokus gerückt wurde, dass der Staat mit teils extremen, z. T. planungswirtschaftlichen, Maßnahmen in den Markt eingegriffen oder dies avisiert habe.

Auch wenn die Immobilienwirtschaft insgesamt bisher sehr gut durch die Krise gekommen sei, so sehe man sich mit einer äußerst dynamischen Entwicklung konfrontiert, mittel- und langfristige Effekte seien nicht auszuschließen, denn es gäbe Risiken: Mobiles Arbeiten und Telearbeit verändern schon jetzt Arbeits- und Lebensweisen.

COVID-19 stelle die Lage und Ausstattung von Wohnungen auf den Prüfstand, verschiebe Wohnpräferenzen, forciere Eigentumsbildung, verstärke das Auseinanderdriften der individuellen Wohnbudgets.

Homeoffice Auch wenn es keine Trendbrüche geben werde, so doch vermutlich deutliche Entwicklungsänderungen. Der Markt werde zeitversetzt reagieren und neue Quantitäten und Qualitäten abbilden bzw. uns abverlangen“, so der Vorstandssprecher des Spar- und Bauvereins.

Anhand einiger weiteren Folien berichtete Herr Mertens über die enorme Spreizung der Neubau- und Bestandsmieten, aber auch der Kaufpreise in Deutschland.

„Klare Botschaft in Anbetracht dieser Zahlen sei wohl eindeutig die, so führte er weiter aus, dass gerade der Spar- und Bauverein wohl kaum zu den Treibern von Mietsteigerungen zähle.

Zeigten schon die Vergleichsmieten Paderborns einen eklatanten Kontrast zu den Topstädten auf, so läge die Durchschnittsmiete des Spar- und Bauvereins mit 5,59 €/m² signifikant unter dem Paderborner Schnitt“.

Des Weiteren ging Thorsten Mertens auf die Entwicklung der Mieten im direkten Kontext zu explodierenden Grundstücks- und Baukosten ein: „Klimaschutz ist unbestritten von höchster Bedeutung, kostet aber auch enorm viel Geld. Energetische Sanierungen und noch bessere Gebäudetechnik verursachten jedoch Investitionskosten in Größenordnungen, die für die Wohnungswirtschaft allein nicht mehr tragbar sind. Schon gar nicht zu bezahlbaren Mieten. Aktuelle Zahlen verdeutlichen wohl die aktuelle Herkulesaufgabe: Wie bekommen wir klimafreundlichen Neubau und umfassende energetische Sanierungen von Wohnquartieren hin, ohne dass die Bezahlbarkeit der einzelnen Wohnungen auf der Strecke bleibt“.

„Es ist Fakt, klärte Thorsten Mertens auf, dass die verschärften Klimaziele gerade die sozialorientierte Wohnungswirtschaft vor die Mammutaufgabe stellen, den CO2-Ausstoß der Gebäude noch drastischer zu senken, gleichzeitig aber deren Bezahlbarkeit für die Mieter zu sichern“.

Der Vorstandssprecher erläuterte einige Konsequenzen des aktuell überarbeiteten Klimaschutzgesetzes und die daraus resultierende Gefahr, dass der Klimaschutz im schlimmsten Fall in ein soziales Wohn-Dilemma führen könne, denn weitere administrative Kostensteigerungen würden zwangsläufig Reduzierungen von Investitionen erzwingen und bezüglich Klimaschutz völlig kontraproduktiv wirken, ebenso im Geldbeutel der Mieter, die man eigentlich entlasten wollte.

„Wenn die reinen Bauwerkskosten seit 2000 um mehr als 80 %, die Einkommen nur um rund 36 % gestiegen seien, stellte Thorsten Mertens fest, dann passe etwas nicht mehr und zeige deutlich, wie die Vorgabenflut aus Bund und Ländern die Kosten nach oben getrieben habe. Planung am grünen Tisch ohne Praxisbezug habe den Bau einer Durchschnittswohnung allein von 2010 bis 2020 um etwa 40 % verteuert und vernachlässige, dass die politisch gewollten Ziele ökonomisch machbar und für Mieter sozial abgefedert sein müssen“.

Anhand realer, pragmatischer Beispiele erläuterte Mertens weiter, „dass es durch den eingeschlagenen Weg der höheren CO2-Bepreisung zwangsläufig zu steigenden Bestands- und Neubaumieten kommen müsse. Insofern könne man froh sein, dass man seit Jahrzehnten die Bestandsobjekte nachhaltig und zielgerichtet energetisch aber auch demografiefest saniere und sich auch die Klimabilanz der Neubauprojekte sehen lassen könne.

Zudem fände der Begriff des Investierens mit sozialer Wirkung in den unterschiedlichen Wohnformen des Spar- und Bauvereins seinen erkennbaren, realen Ausdruck: insgesamt ein höchst sozial verträglicher Mix von Wohn- und Lebenskonzepten für Menschen jeden Alters und jeder Einkommenssituation in der Region“.

Bezüglich der Gemeinsamkeit für bezahlbaren Wohnraum in Paderborn und zur Lösung vieler sozialer, ökonomischer, ökologischer, wohnungspolitischer Themen verwies Mertens auf hoch angespannte Wohnungsmärkte wie z. B. München und Hamburg. Dort gäbe es große Anerkennung für Genossenschaften und ein sehr partnerschaftliches Miteinander. Beide Städte vergünstigen ihre Verkaufsgrundstücke oder senken ihren Erbpachtzins deutlich auf nur noch 1 %. Im Rahmen eines Sozial-Deals bauen Genossenschaften dafür bezahlbare Wohnungen; zusätzlich erhalten die Kommunen noch eine sogenannte soziale Rendite.

Padermahlzeit Abschließend ging Thorsten Mertens auf das gesellschaftliche Engagement als Selbstverständnis des Spar- und Bauvereins ein. Die Unterstützung Obdachloser, von Menschen mit Migrationshintergrund oder Behinderungen, Jugendlicher, Musizierender, Kulturschaffender, Sporttreibender, sei zwar seit langer Zeit bereits praktiziert worden – in der aktuellen Krisenzeit jedoch zu einer besonderen Herzensangelegenheit geworden.

Als positives Zeichen und besonderem Vertrauensschutz empfahl der Spar- und Bauverein seinen Mitgliedern, zur Verwendung des Bilanzgewinnes 2020 auch in diesem ganz besonderen Jahr eine Dividende von 5 % auszuschütten.

„Diese 5%ige Dividendenausschüttung sei, so der Aufsichtsratsvorsitzende Hubert Böddeker, nicht als Automatismus zu sehen und höhere Risiken sowie geringere Jahresüberschüsse würden auch zukünftige Dividendensenkungen rechtfertigen.

Es gelte, so Böddeker weiter, die Folgejahre und krisenrelevanten Parameter zu beobachten und auf die sich ergebenden Entwicklungen sowie unvorhersehbaren und unerwarteten Ereignisse entsprechend zu reagieren“.

Weiter wurden in der Versammlung Hubert Böddeker, Aufsichtsratsvorsitzender, Paul Knocke und Dr. Ernst Warsitz, als Mitglieder des Aufsichtsrates, wiedergewählt.

Das Zukunftsmodell des Spar- und Bauvereins wird auch zukünftig guten und sicheren Wohnraum zu fairen Preisen und bestmöglichem Service in Paderborn bieten.

v.l.: v.l.: Hermann Loges | Vorstandsmitglied, Dr. Ernst Warsitz | Mitglied des Aufsichtsrates, Hubert Böddeker | Aufsichtsratsvorsitzender, Paul Knocke | Mitglied des Aufsichtsrates und Thorsten Mertens | Vorstandssprecher

 

Kennzahlen zum 31.12.2020

 

Wohneinheiten:

2.971

Gewerbeeinheiten:

6

Durchschnittsmiete:

5,59 €/m²

Bilanzsumme:

135,4 Mio. €

Eigenkapitalquote:

5.859

Umsatzerlöse:

18,1 Mio. €

Investitionen:

9 Mio. €

Jahresüberschuss:

3,4 Mio. €